Nachdem wir uns im Unterricht mit der Sturm und Drang – Epoche auseinandergesetzt haben, einige Werke dieser analysiert und bearbeitet haben, wollten wir nun auch wissen, wie so ein Stück auf die Bühne kommt.

Das Theater der Jungen Welt hatte dieses Jahr die Neuinszenierung von Schillers „Kabale und Liebe“ auf dem Spielplan. Wir wollten dabei sein und bewarben uns als Premiereklasse.

Was bedeutet das?

Nachdem wir uns bereits im Unterricht sehr ausführlich dem Thema, den Figurenkonstellationen, den Charakteren und ihren Konflikten zugewandt hatten, begannen die Workshops unter der Leitung zweier Theaterpädagogen. Bedeutet, wir bekamen Input, welche Ideen der Regisseur hat, um dieses Stück ein wenig dem neuen Zeitgeist anzupassen, andererseits wurden wir selbst aktiv. Neben der inhaltlichen Reflektion stand nun auch die praktische im Fokus. Mit Hilfe einer Zitatencollage erstellten wir zu einzelnen Figuren des Stücks kleine Darbietungen. Aus der Figurenperspektive heraus schrieben wir Briefe an eine andere Figur. Das war eine ganz schöne Herausforderung, denn wann schreiben wir schon mal Briefe in unserem Alltag und sind dann auch noch darauf aus, uns sorgsam auszudrücken? Es machte Spaß, sich in eine Figur hineinzuversetzen und mittels des Briefes deutlich zu machen, dass auch der übelste Typ in seinem tiefsten Inneren ein Mensch ist. Er kann ein schlechtes Gewissen haben und um Entschuldigung bitten. Es sind tolle Briefe, die nicht von Oberflächlichkeit geprägt sind, entstanden.

Außerdem haben wir in einem weiteren Workshop Figurinenköpfe gestaltet.

Hier ging es nicht um das Aussehen der Figuren, sondern um die Darstellung ihrer inneren Zerrissenheit, den inneren Konflikten, ihrer Zweifel.

Diese „Köpfe-Produktion“ stellten wir in einer weiteren Veranstaltung, dieses Mal auf der Probebühne des Theaters, den jungen Schauspielern und dem Regisseur vor und erläuterten unsere Intentionen. Wir erhielten ein positives Feedback, man war überrascht, wie intensiv sich 16-Jährige mit der Materie beschäftigen und wie tiefgründig sie beurteilen können. Während dieses Vormittages durften wir an einer Probe teilnehmen, erlebten, ob und wann ein Regisseur eingreift und wie es ihm gelingt, seine Vorstellungen umzusetzen. Eine bestimmte Gesprächsmethode ist die „geheime Waffe“ des Regisseurs.

Am 1.März nun fand die Premiere statt. Wir durften – logisch – als Premiereklasse dabei sein und waren gespannt, was aus der Szene, die wir in der Probe erlebt haben, geworden ist. Unsere „Köpfe-Produktion“ wurde im Foyer ausgestellt, nun war sie auch komplett mit den Briefen bestückt und lud zum Verweilen, zum Einstimmen auf den Theaterabend ein.

Nach dieser Premiere kam es noch zu einem Nachgespräch mit der Theaterpädagogin, Frau Mährlein, d.h. wir werteten die Vorstellung aus bzw. hinterfragten bestimmte Entscheidungen der dramaturgischen Umsetzung.

Fazit: Viel organisatorischer Aufwand, der sich auf alle Fälle gelohnt hat, denn die besondere Form der Auseinandersetzung, die Zusammenarbeit mit Leuten vom Fach, die räumliche Verlagerung von Unterricht – sehr intensiv, sehr kreativ, emotional und erfrischend.

Wir bedanken uns beim Theater der Jungen Welt für dieses Erlebnis und bei unseren Lehrern, die uns auf unterschiedliche Art unterstützt haben.

In diesem Sinne zum Nachdenken ein Zitat aus der Premiereveranstaltung:

           „ICH FÜRCHTE NICHTS, NICHTS ALS DIE GRENZEN DEINER LIEBE.“

Sophie Stampfer & Josephine Litwa, Klasse 10/1