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Der im Jahr 1983 geborene, freiberufliche Autor David Blum, brachte im März 2023 sein erstes Jugendbuch heraus. Das im BELTZ & Gelberg Verlag erschienene Buch, Kollektorgang, handelt von Mario und seinen Freunden, die sich mit einer Gang Neonazis zerstreiten. Die Hauptperson Mario stirbt kurz vor seinem 14. Geburtstag und erzählt sein bisheriges Leben, in der Ich-Perspektive, aus seinem Grab. Mario wohnt in einer deutschen Neubau Siedlung. Neu eingezogen ist Rajko mit dem sich Mario schnell anfreundet. Marios bester Freund Stefan, hatte im Laufe der Handlung einige harte Auseinandersetzungen mit Rajko, bei denen sich die beiden ihre speziellen Boxstrategien zeigten. Am Ende der Geschichte hatten Mario, Rajko und ihre Gang einen großen Streit mit Nikki, der wohl gefürchtetste Junge der Neubau Siedlung. Dieser Streit oder wie sich später herausstellte Boxkampf hatte seinen Höhepunkt in einem Kollektorgang. Dieser Gang beherbergt Gasleitungen, Strom- und Wasserversorgungsleitungen sowie die Netzwerk Leitungen für die Telefonie. Durch ihn sind alle Häuser eines Neubaugebietes in einem Stadtteil miteinander verbunden. Da das Buch in diesem Gang eine große Rolle spielte, bekam es den Namen Kollektorgang. Doch wie ist David Blum auf die Idee gekommen so ein Buch zu schreiben? Seine Antwort darauf ist, dass man die Welt hinterfragen sollte, man solle in seinem eigenen Alltag anfangen, gewisse Dinge zu hinterfragen und sich eigene Ideen machen, inwiefern diese Sachen zu Stande gekommen sein könnten. Desweitern sollte man sich Ideen und Informationen aus dem Internet oder Fernsehen sowie Büchern holen. David Blums Ideen zu „Kollektorgang“ stammen zum Teil aus dem Buch „Leg dich. Zigeuner“. In diesem Buch werden historische Szenarien aufgegriffen, so auch in der Zeit der Naziherrschaft wie beispielsweise der Krieg in Jugoslawien in den 1990er Jahren. Zu diesem Zeitpunkt war der Autor David Blum laut eigener Aussage ca. 14/15 Jahre. Da seit 2022 ein Krieg zwischen Ukraine und Russland herrscht nahm Blum dieses Scenario als Anlass für die Aktualität seines Buches. Es soll zeigen, dass viele Menschen auch nach Deutschland flüchten und hier Schutz suchen.
Die Meinungen zu dem Buch sind gespalten! Manche finden, es sei ein Buch, das die Perspektiven von einem Jugendlichen sehr gut widerspiegelt. Mit Liebe, Tod, gewalttätigen Auseinandersetzungen wie Boxen sei allerdings der Grund für viele, dass dieses Buch zu hart für ein Jugendbuch wäre. Ich habe das Buch nicht gelesen, weswegen ich keine komplette Beurteilung des gesamten Buches geben kann, jedoch habe ich von dem Autor David Blum einige Einblicke in das Buch bekommen und diese haben sich für mich nicht positiv angefühlt. Die Szenen, die ich gehört habe, waren sehr von Gewalt geprägt und das heiße ich nicht gut. Zudem finde ich, dass der Schreibstil von Blum nicht gut für ein Jugendbuch geeignet ist. Der Schreibstil würde für mich eher an ein „Erwachsenenbuch“ erinnern. Aus diesen Gründen würde ich das Buch nicht lesen. Doch wen die Themen wie Boxen, Liebe und Außenseitertum interessieren könnten durchaus damit zufrieden sein.
– Sophia Lies und Charlotte Peter 8-1
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„Das Leben ist kurz, wenn man erst einmal tot ist“ – der erste Satz, den man liest, wenn man nach dem Buch „Kollektorgang“ sucht. Er beschreibt das Buch, aber es steckt noch viel mehr dahinter, als dieser Satz vermuten lässt. Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 8-1 vom Gustav-Hertz-Gymnasium lauschten gespannt dem Autor David Blum, während er eine Lesung zu seinem Roman „Kollektorgang“ gab. Er erschien im Beltz Verlag, umfasst ca. 128 Seiten und erhielt den Peter-Härtling-Preis 2023.
David Blum schrieb früher Reiseführer und arbeitet heute halbtags als Lektor und sonst als Autor. Er las den Achtklässlerinnen und Achtklässlern vier Ausschnitte aus seinem Buch vor, das am 8. März diesen Jahres erschien. Die Geschichte wird aus der Sicht von Mario erzählt, der in einem Neubaugebiet wohnte. Doch er ist nicht einmal 14 Jahre alt geworden und wieso? Das erzählt er aus seinem Grab aus. So konnten die Zuhörer und Zuhörerinnen mehreren Szenen lauschen, die in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts spielen. Die Schülerinnen und Schüler konnten eine Auseinandersetzung – einen Boxkampf – zwischen Rajko, Marios bestem Freund, und Steffan verfolgen. Mario beobachtet den Kampf unter einer Treppe. Doch anstatt, dass Rajko auf Steffan losgeht und in schlägt, weicht er nur dessen Schlägen aus. Dies frustriert Steffan zunehmend und als er wieder einmal versucht, Rajko zu treffen, weicht dieser aus, und Steffan trifft mit seiner Faust auf eine Steinstufe der Treppe, unter der Mario hockt. Somit hat Rajko gewonnen, ohne jemals einen Schlag ausgeführt zu haben. So konnten die Schülerinnen und Schüler auch an einer anderen Stelle miterleben, wie Mario, Rajko und seine Schwester Emma den Kollektorgang finden, der das ganze Neubaugebiet als Versorgungsgang unterirdisch verbindet. Da dieser auch eine sehr zentrale Rolle in dem Roman einnimmt, heißt das Buch „Kollektorgang“ und es ist auch ein solcher Gang auf dem Cover künstlerisch abgebildet.
Zuletzt wurde noch eine sehr entscheidende Szene vorgelesen. In der tritt Rajko gegen den Anführer einer Gang von Neonazis im Boxkampf an; dabei soll er aber so kämpfen, dass er auch tatsächlich Schläge austeilt. Da Rajko aufgrund seiner Herkunft und seines Aussehens nie im Boxkampf für voll genommen wird, kommt er zu diesem Boxkampf mit Kreide in den sonst braun gelockten Haaren und auch mit Kreide auf der Haut in den Ring. Auf diese Weise sollte kein Unterschied im Aussehen erkennbar werden.
David Blum las jedoch nicht nur Stellen aus seinem Buch vor, sondern erzählte auch, woher er seine Inspiration hatte. Durch das Buch „Leg dich Zigeuner“ und den aktuellen Krieg in der Ukraine. Dieser hat Blum an seine eigene Kindheit erinnert. In seiner Zeit herrschte Krieg in Jugoslawien und es kamen viele Flüchtlinge nach Deutschland. Diese wurden jedoch nicht von allen Menschen willkommen geheißen und es kam auch zu Angriffen auf Flüchtlingshäuser. Der jetzige Krieg erinnerte ihn an diese Zeit. Sein Roman basiert jedoch hauptsächlich auf der Geschichte des Sinto-Boxers Johann Trollmann. Dieser kam 1992 nach Berlin und erkämpfte sich später den Titel deutscher Meister. Jedoch acht Tage nach seinem Sieg wurde ihm dieser wieder aberkannt, da er vermeintlich nicht richtig gekämpft hätte. Trollmann wich den Schlägen immer wieder aus, Schlug selbst jedoch kaum zu. Dies ist nicht die einzige Parallele zwischen Trollmann und Rajko, sondern auch, dass Trollmann bei seinem nächsten Kampf, nachdem ihm der Titel aberkannt wurde, protestierte, indem er seine Haare und seine Haut mit Kreide hell färbte. So sollten keine äußerlichen Unterschiede mehr zu deutschen Boxern bestehen – auch hier kann man eine Parallele erkennen. Auf diese Weise berichtet Mario von seinem Leben vor dem Tod, das von Gewalt, Außenseitertum und dem trostlosen Dasein zwischen den Plattenbauten geprägt war. Dies passiert mit viel schwarzem Humor, aber auch mit viel Hoffnung und Liebe.
Wenn man den Roman mit diesem historischen Hintergrund betrachtet, merkt man, dass mehr als nur eine Geschichte über zwei Freunde und den Boxkampf dahintersteckt. Der Roman ist auch zum Lesen zu empfehlen, wenn man Boxkämpfe nicht mag. David Blum schafft es, das Geschehen sehr detailliert und vor allem lebendig wiederzugeben, sowie aus der Perspektive eines Toten. Mit viel Humor und Gefühl beschreibt er, dass selbst das Leben eines am Anfang unscheinbar und unbedeutend wirkenden Jungen aus einer großen Stadt am Ende doch bedeutsam sein kann.
– Luise Teichert 8-1